• +49 (0) 179 2099899
  • jochen@ht-j-s.de

Der Weg zum richtigen Welpen

Der Weg zum richtigen Welpen

Der weg zum Welpen

© Auszug aus dem Buch: Bordeauxdoggen – sanfte Seele in XXL von Angelika Schön

Den „richtigen” Weg zu finden, ist oft nicht so geradlinig, wie man’s gerne hätte. Doch einige Spielregeln helfen auf jeden Fall, nicht gleich alles falsch zu machen. Deshalb stelle ich hier einige meines Erachten wichtige Eckpunkte zusammen, die Sie beim Aussuchen Ihres Züchters und Ihres zukünftigen Weggefährten im Hinterkopf haben sollten. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie sich darüber im Klaren sind, dass sich ab dem Einzug des Welpen Ihr Leben grundlegend ändern wird.

Alle Rassen haben eine für sie typische Charakteristik, und alle, ob reinrassige oder Mischlinge, sind auf ihre Art wunderbare Tiere, liebevolle Begleiter und treue Kameraden. Deshalb ist es sowohl für den Hund als auch für seinen Halter gut zu wissen, woran man ist, welche Vorlieben und welche Erwartungshaltungen man hat. Möchte ich einen ruhigen Hund, einen zum Schmusen, einen Wächter, einen Begleithund oder machen Sie sich klar, was sie überhaupt nicht leiden können (ständiges Bellen, ständiges Hinterherlaufen) und auch, was wollen und können Sie ihm geben und was erwarten Sie von Ihm (Pflege, Training, Fürsorge, ungeteilte Liebe, Sport und Spiel, häusliche Bedingungen etc.). Letztlich stellen Sie noch die Frage: Möchte ich die nächsten 10- 15 Jahre mit dem Hund teilen, in guten wie in schlechten Zeiten und bin ich auch bereit, auf einige Annehmlichkeiten und egoistische Einstellungen zu verzichten. Erst wenn Sie sich über all diese Dinge Klarheit verschafft haben, sollten Sie den Erwerb eines Hundes in Betracht ziehen und sich nach dieser Lektüre für oder gegen eine Rasse entscheiden. Egal wie Ihre Entscheidung ausfällt, auch der Hund wird es Ihnen danken, er möchte kein Spielzeug und erst recht nicht Blitzableiter Ihrer Launen sein.

10 Spielregeln eines Hundelebens

  • Die Lebensdauer des Hundes beträgt 10 – 15 Jahre. Solange bin ich für ihn verantwortlich
  • Mein Lebensrhythmus und/oder Lebenssituation verändert sich
  • Urlaubsreisen werden nicht mehr so unkompliziert sein, aber schöner
  • Mein Freundeskreis wird sich verändern
  • Spaziergänge gibt es jetzt dreimal täglich, bei jedem Wetter und egal, ob ich müde bin und das ist gut so
  • Wenn ich einmal meinen Hund nicht selbst versorgen kann, habe ich für eine Ersatzfamilie gesorgt
  • Wenn mein Hund krank wird, sorge ich für beste Betreuung und einen guten Tierarzt
  • Hundehaltung kostet Geld, ich bin bereit, dafür andere Dinge sausen zu lassen
  • Schlechte Laune lasse ich am Sandsack aus, nicht an meinem Hund
  • Mein Hund darf in Würde alt werden und ich lasse ihn bis zu seinem letzten Weg nicht im Stich

 

Welche Rasse soll es denn sein?

Sie möchten gerne den hübschen, frechen, weißen wuscheligen Hund aus der Futtermittelwerbung XY? Sind Sie sicher, dass Sie einen Hund möchten, den Sie täglich sorgfältig ausbürsten müssen, der sich bei falscher Fütterung gelb verfärbt, der hinter allem hinterher jagt, was sich bewegt und dank seiner Wachsamkeit sehr bellfreudig ist? Wunderbar, dann ist ja alles in Ordnung. Sollte die eine oder andere Eigenschaft doch nicht Ihrem Gusto entsprechen, ist es vielleicht sinnvoller, die Sache vorher ein bisschen zu überdenken. Eine einfache Möglichkeit ist, es sich eine Liste anzufertigen mit „will-ich” und „will-ich-nicht”-Feldern.. Für mich sähe die Liste z. B. dann so aus:

Nicht erwünschte
Eigenschaften
Erwünschte
Eigenschaften
Was will ich nicht Was biete ich Mögliche Rassen
Kläffer / Winsler mittelgroß bis groß Hundesport Haus + Garten Großer Schweizer
Sennhund
Boxer
Aggression wachsam extrem lauffreudige Rasse Spaziergänge, spielen,
toben
Collie Kurzhaar
Bordeauxdogge
Bullmastiff
Labrador
Beauceron
ruhig, ausgeglichen,
freundlich
aufwändige Pflege Ausbildung

Eine Freundin, die früher eine Dobermann hatte, sucht wieder einen Dobermann oder eventuell eine Alternative:

Nicht erwünschte
Eigenschaften
Größe/Pflege/Wesen Was will ich nicht Was biete ich Mögliche Rassen
hyperaktiv egal Laufhund Wohnung + Garten Dobermann
Kurzhaar-Collie
Entlebucher
Manchester Terrier
Dt. Pinscher
Kromfohrländer
Ausgeprägter Jagdtrieb pflegeleicht Raufer viel Zeit
schöne
Spaziergänge
Aggression ruhig aufwändige Pflege viel Zeit
zum Kuscheln

Eine ältere Dame möchte gerne einen kleinen, weißen Wuschelhund. Zeit und Interessen für die Pflege sind vorhanden. Er sollte mit mehreren kurzen Spaziergängen am Tag zufrieden sein, da die Dame etwas gehandicapt ist.

Nicht erwünschte
Eigenschaften
Größe/Pflege/Wesen Was will ich nicht Was biete ich Mögliche Rassen
bissig klein Laufhund Wohnung Bichon Frisé
Malteser
Coton de Tulear
Bologneser
Havaneser
Zwergspitz
zu aktiv weiß, langhaarig Raufer Platz für immer
Aggression ruhig, verträglich Kläffer viel Zeit
zum Kuscheln

 

Grundsätzlich können Sie ganze Gruppen ausschließen, wenn Sie bestimmte Eigenschaften nicht haben möchten: Wenn Sie am Wald wohnen und nicht der zuständige Jagdpächter sind, wäre es doch angebracht, Jagd- und Meutehunden nicht den Vorzug zu geben. Auch die Terrierrassen – selbst die kleinsten – sind in ihrem ureigensten Verwendungszweck Jagdhunde gewesen und können ihre Eigenschaften bis heute – trotz der verzweifelten Versuche vieler Züchter, ein albernes, schleifchentragende Schoßhündchen zu basteln – Gott sei dank – nicht verleugnen!

Stellen Sie sich doch einfach mal Ihre eigene Liste zusammen. Legen Sie sich eine gutes Hundelexikon dazu und stöbern Sie nach geeigneten Rassen. Es muß nicht immer die Rasse aus der Fernsehwerbung sein. Gerade hier werden oft Rassen gezeigt, die ihren zukünftigen Besitzer vor außerordentliche Probleme stellen, an die er gar nicht gedacht hat.

TIPP: Immer häufiger taucht der Wunsch auf, eine Rasse OHNE Jagdtrieb zu finden. Bitte bedenken Sie: Der Hund stammt vom Wolf ab, dieser ist ein Raubtier und muß Beute schlagen, um überleben zu können. Wir können hier also immer nur von Rassen sprechen, die durch Zucht eine verminderte Neigung zum Jagen haben. Folgenden Satz habe ich zufällig im Internet gefunden: Ein Hund ohne Jagdtrieb ist vermutlich tot.

Dafür haben Rassen einen ganz eigenen Charme, an die man im ersten Moment nicht denkt, weil sie nicht so geläufig sind. Sie hören: klein, handlich, selbstbewusst und rauhaarig. An welche Rasse denken Sie? Rauhaardackel? Passt! Aber was ist mit der gleichen Beschreibung und dem Border Terrier? Für mich eine durchaus denkbare Alternative, allerdings ist bei beiden der ausgeprägte Jagdtrieb zu bedenken. Oder wer denkt bei der Beschreibung haart nicht, ist folgsam, ruhig und zurückhaltend sofort an einen Bedlington Terrier? Den meisten wird zuerst mal der Pudel einfallen. Spielen Sie mit Ihrer ganzen Familie das Rasseratespiel – so lernen Sie die Eigenschaften schnell und sicher kennen.

TIPP: Sparen Sie nicht beim Kauf eines Hundelexikons. In den Billigversionen sind alle kinderlieb, treu und familienfreundlich. Damit ist Ihnen nicht geholfen. Eine gute Alternative sind die Seiten von engagierten Zuchtvereinen. Sie beschreiben ihre Hunde ehrlich, mit allen Vor- und Nachteilen. Wenn Sie nur tolle Eigenschaften lesen, handelt es sich vielleicht doch eher um eine Verkaufsanzeige….

Der Züchter

So, Sie haben jetzt Ihre Rasse ausgesucht. Wo kriegen Sie jetzt einen Welpen her? Hier gilt es auch erhöhte Vorsicht walten zu lassen, es gibt einige Betrüger und illegale Welpenhändler im Internet. Einige Möglichkeiten

  • Zeitungsannonce
  • Annonce in der Hundezeitschrift
  • Suchmaschine im Internet
  • Rassehundezuchtvereine
  • Aushang am Schwarzen Brett

 

Grundsätzlich gibt es keine „guten“ und „schlechten“ Annoncen. Bei einigen können Sie jedoch schon von vorneherein abwinken:

  • Der Anbieter hat Welpen mehrerer Rassen im Angebot
  • Der Versand per Paketdienst wird angeboten oder Freihaus-Lieferung
  • Der Preis der Welpen ist weit unter den üblichen Marktpreisen

 

Bereits beim Anruf wird sich Spreu von Weizen trennen. Kaufen Sie NIE einen Welpen bei

  • Anbietern, die nicht bereit sind Ihnen ausführlich Auskunft zu geben
  • Züchtern, die ihre werbewirksamen Aussagen nicht belegen können (HD-Auswertung, Ahnentafeln, Ausstellungserfolge)
  • Züchtern, bei denen Sie das Muttertier nicht sehen dürfen

 

Einige Fragen, die Ihnen helfen können, Licht ins Dunkel zu bringen:

  • Haben Sie diese Welpen selbst gezüchtet?
  • Sind beide Elterntiere geröntgt?
  • Haben beide Elterntiere Ahnentafeln?
  • Von welchem Verein?
  • Zu welchem Verband gehört dieser Verein? Gehört der Verein dem VDH an?
  • Können wir die Ahnentafeln der Eltern und die Auswertung der HD vorab per Fax bekommen?

 

Spätestens an dieser Stelle wird es für den Züchter kritisch. Hat er was zu verbergen, wird er sie anschnauzen und/oder auflegen. Jeder anständige Züchter kann und wird Ihnen diese Fragen beantworten!

TIPP: Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor, indem Sie sich Zettel, Stift und beispielsweise die vorher erwähnten Fragen zurechtlegen. Schreiben Sie stichpunktartig das Gespräch mit. Das hilft, trotz der verständlichen Aufregung, den Faden nicht zu verlieren und hinterher eine verwertbare Aussage zu haben. Wenn beim persönlichen Gespräch dann plötzlich ganz andere Fakten auf dem Tisch liegen, können Sie Ihren Zettel zu Rate ziehen und noch einmal nachfragen. Sollten Sie dann erkennen, dass bei irgendeinem Punkt die Angaben abweichen, können Sie sich ruhig Ihre eigene Meinung bilden.

 

Welpen aussuchen hat für mich immer ein bisschen was von einen „Lebensgefährten” finden. Niemals kämen Sie auf die Idee, Ihren Partner aus Mitleid zu nehmen, weil seine Wohnung verschmutzt ist oder im Keller liegt. Handeln Sie auch bei Ihrem vierbeinigen Lebensgefährten nicht so. In einem Fall, wo die Welpen unter erbarmungswürdigen Umständen gehalten werden, ist der Tierschutzverein gefragt und nicht Ihr Mitleid. Der Platz, den Sie leeren, wird sofort wieder mit den nächsten Welpen belegt.

Der Welpenpreis

Kupferware für Kupfergeld – ein alter Spruch, der oft sehr viel Wahrheit in sich birgt. Bedauerlicherweise haben wir bei der Betreuung unserer Interessenten sehr oft die Erfahrung gemacht, dass ein Welpe aus dem Hundehandel oder nicht kontrollierter Zucht zwar nur die Hälfte gekostet hat, dann aber eklatante Mangelerscheinungen hatte, die eine langwierige ärztliche Betreuung vonnöten machten. De facto hat die Differenz des Kaufpreises der Tierarzt erhalten. Sparsamkeit ist eine sinnvolle und notwendige Eigenschaft. Nicht unbedingt jedoch bei der Anschaffung eines Welpen. Wie reagieren Sie, wenn Sie ein neues Auto angeboten bekommen, welches statt 30.000 Euro nur 15.000 Euro kosten soll? Richtig. „Da ist doch was faul!” Prüfen Sie also genau, wo die faule Stelle liegen könnte.

Die Einstellung „Geiz-ist-geil” hat beim Welpenkauf keinerlei Berechtigung. Sie zahlen nur Lehrgeld.

Besuch beim Züchter

Der Rat, den ich gerne gebe und der meist völlig ignoriert wird: Besuchen Sie den Züchter, bevor dieser einen Wurf hat. Sie ahnen wahrscheinlich schon den Grund für die Ignoranz: Wer einmal mitten in einem Wurf putziger Welpen sitzt, hat kaum noch eine Chance, sich deren Charme zu entziehen.

Sie kommen beim Züchter an. Werden Sie von Hund und Mensch freundlich begrüßt? Achten Sie auf das Verhalten der Hunde. Anfängliche Zurückhaltung ist durchaus normal. Aber nach einiger Zeit sollten die Hunde schon auf Sie zukommen. Wie verhalten sich die Hunde gegenüber ihrem Besitzer? Wenn der Züchter nur die eine Hündin hat, sollten Sie dieser Zeit geben, Sie kennen zulernen. Hündinnen, die gerade Welpen haben, müssen Ihnen nicht immer freundlich gesonnen sein, auch wenn sie sonst die reinsten Lämmchen sind.

Zwinger oder Sofa?

Als erstes möchte ich mal mit einem Missverständnis aufräumen, welches sich über Generationen schon hält. Immer wieder fragen mich Leute:

„Kann ich da überhaupt Welpen kaufen, die haben ja einen Zwinger!”

Meine Gegenfrage: “Was für einen Zwinger?”

„Na ja, das ist doch der Zwinger „vom Wutzibutz!”

Ganz groß und fett: Der Zwingername ist lediglich ein Name für eine Zuchtstätte, sozusagen der „Nachname” des Hundes. Ob der Züchter seine Hunde im Zwinger oder auf dem Sofa hält, sagt der Zwingername nicht aus. Leider ist mein Vorschlag, den Begriff Zwinger zu ändern in Zuchtstätte, nie angenommen worden. Es würde solche Missverständnisse verhindern.

Was ist nun der richtige Platz für einen Hund? Zwinger oder Sofa? Das ist die Gretchenfrage, die immer wieder das Hundehaltervolk in zwei Lager teilt. „Ein großer Hund ist kein Stubenhund” gegen „Wer seine Hunde im Zwinger halten will, sollte gar keinen Hund haben!”

Wie für so vieles im Leben denke ich, dass auch hier gelten kann: sowohl als auch. Es macht einen Hund nicht zum Seelenkrüppel, wenn er mal zwei Stunden im Zwinger sitzt, er wird aber auch nicht glücklicher, wenn er im Bett schläft. Überlassen Sie das doch einfach jedem einzelnen Menschen, wie er es gerne handhaben möchte. Generelle und ständige Haltung in Zwingern oder bei Kleinhunden in Käfigen ist jedoch strikt abzulehnen. Es kommt meines Erachtens nicht darauf an, wo der Hund ruht, sondern was sein Besitzer mit ihm gemeinsam sonst noch alles unternimmt. Hat der Hund menschliche Zuwendung, genügend soziale Kontakte, geht der Züchter mit ihm auf den Hundeplatz, auf die Hundewiese, spazieren, spielt er mit ihm mit dem Ball, albert er mit ihm rum und und und….

Wenn Sie für sich entschieden haben: Ich will keinen Hund aus Zwingerhaltung, dann sprechen Sie den Züchter schon beim ersten Telefonat darauf an und teilen Sie ihm fairer Weise die Gründe für eine Absage mit.

Die Welpen

Labrador Welpe

Es ist soweit. Sie haben sich für einen Züchter entschieden. Der Wurf ist da. Die Welpen sind jetzt 4 – 5 Wochen alt. Sie wollen jetzt Ihren zukünftigen vierbeinigen Partner erwählen.

Früher wird Sie der Züchter kaum an die Babies ranlassen, denn Keime und Erreger können ganz schnell übertragen werden und die Welpen in Lebensgefahr bringen. Es genügen schon einige Erreger, die an Ihren Schuhen haften, um einen ganzen Wurf zu vernichten. Also – Geduld bis die Welpen größer sind und mehr Widerstandskraft haben.

Sie haben den Ansturm aller Hunde überstanden und Gnade vor den Augen der Mutterhündin gefunden? Dann gehen Sie mit dem Züchter zu seinen Welpen. Vermutlich liegt die Rasselbande gerade in der Wurfkiste und schläft. Wecken Sie die Welpen nicht auf. Setzen Sie sich vor den Wurf, lassen Sie das Bild einfach auf sich wirken. Stellen Sie dem Züchter jetzt die Fragen, die Ihnen durch den Kopf gehen. Auch wenn Sie von der Harmonie dieses Bildes bis in die letzte Faser ergriffen sind, behalten Sie ein kleines Quentchen coole Sachlichkeit bei. Ist das Lager sauber, geht die Hündin freudig zu ihren Welpen, sind die Welpen wohlgenährt?

Wenn sie wieder wach sind: wer ist sehr schnell an der Zitze, wer braucht länger, sind alle Hunde gleichmäßig oder gibt es Ausreißer? Der Züchter kann Ihnen bereits in diesem Alter gewisse Eigenheiten erzählen.

Das sollten Sie jetzt nicht sehen:

  • Magere Welpen
  • Dreckige Wurfkiste
  • Käfige, vollgestopft mit Hunden in der Wohnung

Wenn Sie der Meinung sind, dass alle Hunde in Ordnung, propper und quietschfidel sind, können wir jetzt zu der Geschlechterfrage kommen. Bitte sagen Sie jetzt nicht, das haben Sie sich schon im Vorfeld überlegt. Das hatte ich vor über 20 Jahren auch. Ich fuhr zu „meinen” Züchtern und suchte aus 11 Welpen, gerade mal 5 Wochen alt, „meine” Hündin aus. Circa 25 Mal hatte ich Nr. 5, Rüde in der Hand. Selbstverständlich blieb ich hart. Schließlich hatte ich ja schon den Namen für die Hündin ausgesucht. Afra sollte die junge Dame heißen. Auf der Rückfahrt mit meiner Freundin Ingrid dauerte es ca. 20 Kilometer, dann trompetete ich „ARTHOS!!!” durch das Auto. Soviel zum Thema Hündin. Der Züchter war in keinster Weise überrascht. Er wusste das schon, als ich den Hund das fünfte Mal im Arm hatte. Also – erzählen Sie mir nichts von Planung beim Welpenkauf!

Sobald Sie sich für Ihren Welpen entschieden haben, geben Sie dem Züchter ein großes Handtuch oder eine Decke. Er kann es unter die Welpen legen und Sie nehmen es mit dem Welpen mit nach Hause. Dann hat der Welpe seinen gewohnten Geruch um sich und das Umgewöhnen fällt etwas leichter.

Die Wartezeit, bis Sie Ihren Welpen abholen können., verkürzen Sie sich am besten mit der Suche nach geeigneten Hundebetten und Spielzeug und – ganz wichtig – nach einer Welpenschule in Ihrer Nähe. Der Besuch einer Welpenschule ist enorm wichtig für die Sozialisierung Ihres Hundes. Auch hier gibt es Qualitätsunterschiede. Fahren Sie lieber 20 km weiter zu einer Welpenschule, welche die wichtigsten Kriterien erfüllt als sich mit der II. Wahl um die Ecke zufrieden zu geben.

Rüde oder Hündin

Für viele Hundeliebhaber steht diese Frage gar nicht zur Diskussion, weil sie eine feste Meinung dazu haben. Was aber, wenn Sie als Ersthundbesitzer das große Fragezeichen in den Augen haben? Welche Vorteile hat den nun das eine oder andere Geschlecht?

Rüde
 Vorteile                                                                                                           Nachteile 
 
 wird nicht läufig

 wird nicht schwanger

 meist imposanter als die Hündin

 steigt evtl. läufigen Hündinnen nach

 bellt/heult/singt seiner Angebeteten
nach

 streunt evtl. gerne

 evtl. Dominanz gegen andere Rüden

 

Hündin
 Vorteile                                                                                                           Nachteile 
 
 anhänglicher

 Geschäft wird meistens auf einmal erledigt

 Verträglicher gegenüber anderen Hunden

 Zwei Hündinnen besser verträglich als 2
Rüden

 sensibler

 2 Läufigkeiten pro Jahr

 ungewollte Trächtigkeit

 

Ausdrücklich weise ich darauf hin, dass oben aufgeführte Meinungen aus Kreisen anderer Hundehalter stammen. Die Aussagen haben keine allgemeine Gültigkeit noch müssen sie grundsätzlich auf jeden Hund zutreffen. Jeder Hund ist ein Individuum. Charakter, Vorlieben, Neigungen sind so unterschiedlich wie bei uns Menschen auch.

Meine Empfehlung: Legen Sie sich einfach nicht fest! Lassen Sie Ihren Welpen auf Sie zukommen. Wenn es funkt ist es gut. Wenn es nicht funkt, fahren Sie wieder nach Hause. Der Bauch ist das wichtigste Kriterium, wenn das Umfeld ansonsten stimmt.

Erschreckend ist für mich der Anspruch, der in Foren und auf Hundeausstellungen publiziert wird. Gesucht wird der pflegeleichte Hund, der nicht bellt, nicht haart, nicht jagt, nicht aktiv ist, nicht riecht, keine Tierarztkosten verursacht, nicht aufdringlich ist, 10 Stunden am Tag allein bleibt und sich von Kindern alles gefallen lässt.

Für diese Leute habe ich eine gute Empfehlung: DIE ARCHE in Kassel – im Internet unter www.die-arche.info! Hier findet dieses anspruchsvolle Klientel hervorragende Spitzenprodukte von Steiff und Heunec in kuschelweichem Plüsch. Garantiert ausgestattet mit all den gewünschten Eigenschaften!

Sie vermissen jetzt sicher das Kapitel „Kinderliebe Rassen” oder „Kinderliebe Hunde”.

Dieses Kapitel wird es hier nicht geben. Es gibt meiner Meinung nach keine kinderlieben Rassen oder kinderliebe Hunde.

Es gibt Rassen, deren Toleranz recht hoch angesiedelt ist und die deshalb alles ringsherum – inklusive Kinder – akzeptieren. Und Rassen, die ich mit einem Kind für problematisch halte. Nicht unbedingt, weil der Hund dem Kind was tun würde. Aber was machen Sie mit einem Hund einer Rasse, die Fremde nur schlecht akzeptiert und Ihr 10-Jähriger bringt seinen Kumpel mit? Richtig, Sie müssen den Hund wegsperren. Ihn oder die Kinder. Beruhigend war meine Recherche zum Begriff „beißt Kinder”. Der Großteil der aufgezeigten Seiten handelte nicht von Hunden, die Kinder beißen, sondern von Kindern, die Kinder beißen. Ich kann wieder ruhig schlafen.

Hunde, die mit Kindern aufwachsen, werden diese auch als ihre Rudelmitglieder akzeptieren. Die 12 Goldenen Regeln der Hundehaltung sind auf dem Umgang mit fremden Hunden zugeschnitten, aber auch für das Verhalten gegenüber dem eigenen durchaus gültig:

12 goldene Regeln für den Umgang mit Hunden

  1. Behandle einen Hund so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
  2. Ein Hund kann noch so lieb aussehen – geh nicht (ohne zu fragen) zu ihm hin!
  3. Vermeide alles, was ein Hund als Bedrohung auffassen könnte!
  4. Schau einem Hund nicht starr in die Augen.
  5. Komme nicht in Schwanznähe, versuche nicht, daran zu ziehen und trete nicht darauf!
  6. Störe keinen Hund beim Fressen. Versuche nicht ihm sein Futter wegzunehmen!
  7. Wenn du mit einem Hund spielst, achte darauf, den Zähnen nicht zu nahe zu kommen!
  8. Versuche nie, raufende Hunde zu trennen!
  9. Egal, ob du Angst hast oder nicht. Laufe nie – unter gar keinen Umständen – vor einem Hund davon!
  10. Du hast zwei Hände. Der Hund hat nur seine Zähne, um etwas festzuhalten!
  11. Wenn ein Kind mit einem Hund spielt, sollte ein Erwachsener in der Nähe sein!
  12. Kein Hund ist wie der andere!

(Aus der Informationsbroschüre des VDH)

Diese Regeln würde ich für den eigenen Hund gerne ergänzen um die Empfehlungen:

  • Lassen Sie es nicht dazu kommen, dass Ihr Kind den Hund neckt, ärgert oder gar quält!
  • Geben Sie Ihrem Hund ein Rückzugsgebiet, das absolut Tabu ist (z.B. Hundekorb)
  • Schlafende Hunde sollst Du nicht wecken – der Spruch ist so aktuell wie vor 100 Jahren
  • Im Gegensatz zur Regel 6 bei fremden Hunden würde ich beim eigenen Welpen üben, ihm alles, egal ob Spielzeug oder Essen, wegnehmen zu können. Sollten Sie allerdings Ihr Kind dabei erwischen, dass es den Hund mit Essen wegnehmen ärgert, würde ich das mit dem Essen wegnehmen mal am Mittagstisch beim Dessert mit dem Kind üben…

 

Unser Welpe zieht ein

Welpe

Der große Tag ist gekommen. Sie dürfen Ihren Welpen abholen. Bereiten Sie sich gut vor, dann ist alles halb so stressig. Am besten ist es natürlich, Sie sind zu zweit. Einer fährt Auto, der andere kümmert sich um den Welpen. Dabei haben sollten Sie: Trinkwasser und Schüssel, Papierrollen für kleine Malheurs, manche Hunde vertragen halt das Autofahren anfangs noch nicht so gut. Denken Sie daran, Ihre Decke, die Sie beim Züchter gelassen haben, um den vertrauten Geruch einzufangen, wieder mitzunehmen. Sicherlich gibt Ihnen Ihr Züchter für den Welpen auch eine kleine Erstausstattung mit: Halsband und Leine, Lieblingsspielzeug und eine große Portion Futter sollten darin enthalten sein.

Geben Sie dem Welpen auf der Fahrt Gelegenheit, sein Geschäft zu machen und etwas Wasser zu trinken. Futter braucht er allerdings auf normal langen Strecken nicht.

Wenn Sie ankommen, lassen Sie dem Welpen und sich Zeit, alles anzusehen, zu begutachten und zu beschnuppern. Machen Sie Ihrem neuen Kumpel ein Lager neben Ihrem Bett.

TIPP: Frauen sind die besseren „Nachtwächter”. Sie haben einen siebten Sinn für die Bedürfnisse eines Welpen und haben dann einen hauchdünnen Schlaf. So hören sie viel schneller, wenn der Welpe unruhig wird und mal raus muss. Sorry, meine Damen, wenn ich Ihnen jetzt die Nachtruhe vermiest habe, aber Sie wären ja sowieso wach geworden. Spätestens dann, wenn Ihr Göttergatte über seine im Weg stehenden Hausschuhe stolpert…


Die Welpenschule

Was für den zweibeinigen Nachwuchs der Kindergarten, ist für den Welpen die Welpenschule. Wer glaubt, dass Kindergärten Aufbewahrungsstätten für Menschenwelpen sind, irrt. Auch hier wird Sozialisierung auf Artgenossen vermittelt. Einzelkinder lernen zu teilen, lernen, dass sie nicht immer im Mittelpunkt stehen und lernen ihre Fähigkeiten im Vergleich zu anderen zu messen. Nichts anderes passiert in der Welpenschule. Schwächen und Stärken auszuloten und richtig anzuwenden, am

Besten unter Mithilfe eines älteren Hundes, der den Frechdachsen auch mal die Grenzen aufzeigt und die Zögerlichen zu mehr Mut auffordert, ist Aufgabe und Ziel.

Jeder Tag bedeutet für Sie und Ihren Welpen: Wir haben Zeit, um die Welt miteinander zu entdecken. Geben Sie Ihrem Hund die Gelegenheit, immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken, ohne ihn zu überfordern. Achten Sie auf die Körpersprache Ihres Welpen. Wenn er sich alle paar Meter hinsetzt, ist er einfach müde. Nehmen Sie ihn auf den Arm und geben Sie ihm Zeit, sich wieder etwas zu erholen. Morgen ist auch noch ein Tag…

Jochen Scholz

Mit freundlichem Dank und Genehmigung von Frau Angelika Schön ( Voli me tangere )