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Ursache und Wirkung, der Wolf versteht das besser als der Hund

Ursache und Wirkung, der Wolf versteht das besser als der Hund

15.09.2017: Greift man auf den heißen Herd, dann verbrennt man sich. Das Prinzip von Ursache und Wirkung lernt der Mensch schon von Kindesbeinen an. Doch auch Tiere, wie der Wolf, verstehen diesen Zusammenhang und das sogar besser als ihre von uns domestizierten Nachfahren. Forschende am Wolf Science Center der Vetmeduni Vienna zeigten, Meister Isegrim hat ein ausgeprägteres kausales Verständnis als Hunde und er reagiert auch auf kommunikative Hinweise von Menschen gleichwertig. Die Studie in Scientific Reports gibt damit einen Einblick, dass sich Domestikation möglicherweise auf die Wahrnehmung auswirken kann.

Gewalt erzeugt Gegengewalt ist ein gutes Beispiel für den Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Eine einfache Geste zeigt uns Menschen wie sich eine Handlung auf uns auswirken kann. Wie Tiere mit diesem menschlichen Prinzip umgehen, zeigt die Studie eines internationalen Forschungsteams am Wolf Science Center der Vetmeduni Vienna. Ausgehend von der Frage ob Hunde und Wölfe auf unterschiedliche menschliche Gesten reagieren, konnten sie zeigen, dass unsere domestizierten, vierbeinigen Begleiter den kausalen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht verstehen, Wölfe dagegen schon. Die Ergebnisse liefern einen Hinweis auf einen durch Domestikation bedingten Unterschied in der Wahrnehmung.

Wölfe verstehen Ursache und Wirkung, Hunde nicht

Die Forschenden um Michelle Lampe, von der Radboud Universität in Nijmegen, Niederlande, und Zsófia Virányi von der Vetmeduni Vienna untersuchten das Verhalten von 14 Hunden und 12 an den Menschen gewöhnten Wölfen mit drei Versuchsreihen. Die Tiere mussten dabei zwischen zwei Objekten wählen von denen eines Futter enthielt, das andere nicht.

Zuerst wurde analysiert, ob die sie alleine durch Augenkontakt oder in Verbindung mit einem Fingerzeig oder Nicken einen Futterhinweis verstehen. Im zweiten Versuch sollten Hunde und Wölfe nur auf die Geste hin das Futter finden. Im dritten Ansatz mussten sie selbst erkennen, dass ein rasselndes Objekt zu einer Belohnung führt, ein leeres Objekt dagegen nicht.

Beide, Hunde und Wölfe, erkannten aufgrund des Augenkontakts den Hinweis auf Futter. Ohne den direkten Augenkontakt, also einen direkten kommunikativen Hinweis waren dagegen keines der Tiere in der Lage selbst die Belohnung zu finden. Beim dritten Versuch, bei dem die Vierbeiner ohne einen anwesenden Menschen nur über ein Lautmerkmal zwischen einer Niete und einem Leckerli entscheiden mussten, versagten nur die Hunde. Die Wölfe zeigten in dem experimentellen Beispiel dagegen ein hohes  Verständnis für Ursache und Wirkung.

Wenn die Tiere gar keinen Hinweis bekamen, waren weder Wölfe noch Hunde in der Lage selbst die Belohnung zu finden. Damit schlossen die Wissenschaftler aus, dass die Tiere das Futter mit Hilfe ihres Geruchssinns finden konnten.

Domestikation möglicher Grund für Wahrnehmungsverlust

„Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die Domestikation einen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten unserer heutigen Hunde hatte“, sagt Lampe. Allerdings kann man den Einfluss nicht ausschließen, dass Wölfe mehr Forschungsdrang zeigen müssen als Haustiere. Hunde sind üblicherweise darauf konditioniert von uns Futter zu bekommen. Wölfe müssen dagegen selbst Futterquellen entdecken.

„Unsere Studie ist aber auch insofern einzigartig, da wir nicht nur genau die gleiche Geschichte, sprich gleiche Lebensbedingungen und Ausbildung bei Hunden und Wölfen hatten“, so Lampe. „Wir verglichen außerdem Hunde, die wild im Rudel und in Haushalten lebten.“ Deshalb konnte sich das Team auch mit dem den Einfluss der Domestikation unter Berücksichtigung der Lebensbedingungen auseinander setzen. „Das Ergebnis bei den Hunden war unabhängig von der Haltungsmethode. Dies macht unsere Studie zum ersten gültigen Vergleich zwischen diesen beiden Tiergruppen in diesem speziellen Setup“, sagt Letztautorin Virányi.

Doch auch die Reaktion der Wölfe auf die Gesten in Verbindung mit Augenkontakt war für die Forschenden ein interessanter Hinweis auf die Entwicklung der Wildtiere zu unseren vierbeinigen Begleitern. „Das gezeigte Verhalten der Wildtiere könnte die Domestizierung erleichtert haben“, erklärt Virányi. „Allerdings könnte die Arbeit mit sozialisierten Wölfen auch eine Auswirkung auf das Ergebnis haben, da die Tiere den Umgang mit Menschen gewohnt sind.“

Der Artikel „The effects of domestication and ontogeny on cognition in dogs and wolves” von Michelle Lampe, Juliane Bräuer, Juliane Kaminski und Zsófia Virányi wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

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